top of page
  • AutorenbildAnna Gelbert

Die Sonderbrotschafter

Aktualisiert: 24. Feb. 2023


Ein angesagter Innenstadt-Italiener. Einer von denen, die gemerkt haben: Wenn sie Burrata statt Margherita verkaufen, läuft's. Leider kommen jetzt auch andere Leute. Solche zum Beispiel:

Auftritt Gruppe gutgekleideter Mittvierziger mit Kindern. Dahinter eine junge Frau. Sie haben nicht reserviert. Aber ihr Erscheinen macht klar, dass sie nicht nach einer "Wir sind leider schon ausgebucht"-Klatsche mit gesenkten Köpfen über die Straße zur Pasta-Fabrik schleichen werden. Sie wollen einen großen, langen Tisch. Sie kriegen ihn.

Auftritt Kellner. Er beherrscht seinen Job und hat sich schon mit durchgeknallten Allergikern und rechthaberischen Alkoholikern rumgeschlagen. Aber vor diesen Leuten hat er Angst.

Gast: „Eine Flasche Veltliner und vier Mango-Schorlen mit stillem Wasser, bitte. Sind die Penne bei Euch lisce oder rigate?" Zu seiner Frau: "Wie in Apulien, Schatz!“

Bedienung: „Ich frag gerne mal. Aber ich glaube, wir servieren die mit den Rillen.“

Gast: „Gut, dann nehmen wir die, aber al dente. Geht die Arrabbiata-Sauce auch ohne Knoblauch?“

Bedienung: „Arrabbiata besteht vor allem aus Knoblauch.“

Gast: „Könnt Ihr den weglassen? Sonst riech ich wie ein Handy-Schmuggler…“

Bedienung: „Ich schau mal, was wir mach…“

Gast: „Euer Parmesan kommt hoffentlich aus Parma und nicht aus der Region S-Parma?“(Gelächter am Tisch)

Bedienung: „Ich vermute,…“

Gast: „Habt Ihr glutenfreie Nudeln? Die Heilpraktikerin sagt, wir sollen sechs Wochen lang auf Weizen, Zucker und Luftholen verzichten.“

Zu den anderen: "Dafür wollte sie 400 Euro!"

Bedienung: „Ah.“

Gast: „Und wie Rare ist denn Medium Rare bei Euch?“

Bedienung: „Also,…“

Gast (zum Au Pair): „Abigail, are you fine with a plate of Fries?“

(zur Runde):”Beim letzten Mal hat sie nämlich das Wagyu-Beef genommen. Ich dachte, ich kann Insolvenz anmelden.“(Gelächter)

(zur Bedienung): „Und können wir für die Kinder je ein halbes Schnitzel haben, aber bitte Kalb, kein Schwein. Und statt der Pommes gedünstetes Gemüse als Beilage?

Bedienung: „Glaube schon,…“

Gast: „Ein bisschen Brot vorab wäre gut. Sie sehen ja, dass alle ganz ausgehungert sind. Öl und Gewürze bringen Sie dazu, oder? Ist das Extra Vergine?“

Bedienung: „Ähm…“

Gast: „Zum Trinken wollen die Kleinen eine Litschi-Schorle, aber, wenn’s geht mit wenig Saft. Die Zähne. Und bloß keine Strohhalme!“

Bedienung: „Nein. Äh. Ja.“

Kind: "Mama, Papa, dürfen wir Euer Handy?"

Gast: „Nix da. Gibt’s hier Malzeug? Einen Zauberer? Spielecke?“

Bedienung: „Kann ich jetzt…“

Gast: „Sie sagen ja gar nichts? Also von uns aus darf’s gern ein bisschen zackiger gehen. Die Kinder werden ja ganz unruhig.“

……

Gast: „Schmeckt ganz gut, das Entrecote. ENTSCHULDIGUNG: Können wir Ketchup haben, bitte? Und, wenn Sie schon laufen, noch eine Flasche von dem Veltliner - aber bitte ein bisschen kälter! An dem hier können wir uns ja die Hände wärmen.“

Bedienung: „Sicher“

Gast (zu den anderen): „Und ein paar Eiswürfel. Wenn ich meinen Job so machen würde, wäre ich ihn morgen los.“

Bedienung (dreht sich um): „Wie bitte?“

Gast: „Nichts.“

……….

Gast: „Drei Doppio und die Rechnung – aber nur, wenn’s ausnahmsweise schnell geht!“

Bedienung: „Entschuldigung, aber Ihre Kinder haben gerade mein Kartenlesegerät…“

Gast: „308 Euro? Ihr nehmt’s auch von den Armen! Komm, mach 310!“ Spielt das Spiel: Macher-zieht-vor-allen-anderen-siegessicher-seine-Karte-durchs-Gerät. "Einen Bewirtungsbeleg brauche ich auch."

Zu den anderen: "Das reich ich als Kunden-Lunch ein."

Bedienung: „..."

Gast: „Von dem Trinkgeld kaufen Sie sich aber mal n Lächeln, oder? Gibt’s auch schon bei Amazon! (Gelächter) Und, wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Kerzen gehören nicht auf die Tische von Familien-Restaurants! ABGANG

bottom of page