Zeit für Weihnachtsrevision
Na? Schon länger nur dieses Baustellenzeichen statt meiner Website gesehen? Kein Wunder: Ich war mal eben weg. Nicht Kippen holen, sondern frische Gedanken. Nach fünf Jahren mit diesem BLOG war es mal an der Zeit, sich ein paar Fragen zu stellen: Was will ich hier teilen, und was nicht? Wo stehe ich, und welche Weichen möchte ich stellen? Ich finde, das Jahresende ist eine top Gelegenheit, Revision zu machen. Wofür habe ich zu viel Energie oder Geld rausgehauen? Und wo darf ich noch Gas geben? Was denke ich, und was denke ich nur, damit es keinen Ärger gibt? Wer bereichert mein Leben? Und wen schleife ich aus Gewohnheit mit?
Ich bin jetzt 50. Wenn es gut läuft, feiere ich noch 30-35 Weihnachten.
Eigentlich bedeutet mir die Sause nichts. Weder bin ich gläubig, noch habe ich in Stein gemeißelte Rituale. Trotzdem mag ich das Fest. Als zweifache Mutter liebe ich die Mischung aus To-Do-Listen (wobei ich schon radikal ausgemistet habe: Es gibt weder gebastelte Kalender noch Verlegenheits-Duftkerzen für entfernte Bekannte), Paillettenkleidern, gutem Wein und noch besseren Freunden.
Santa Claustrophobie? Nicht bei uns
Meinen verstorbenen Eltern habe ich zu verdanken, dass ich ein entspanntes Verhältnis zu Weihnachten pflege. Wo es stattfindet? Egal. Was gegessen wird? Noch egaler. Ob es Weihnachtsmann, Person oder Christkind heißt? Mir völlig hacke. Hauptsache, die Kernfamilie ist zusammen. Hauptsache, die Kinder freuen sich. Hauptsache, allen schmeckts. Natürlich laufe ich als Hobbybäckerin in diesen Wochen zu Höchstform auf. Während ich selbst Diät halte und täglich trainiere, bekoche ich - wie eine irre Feederin - alle um mich herum. Ich bin glücklich, wenn sich Menschen an meinem bescheidenen Esstisch im Dachgeschoss die Bäuche mit Apfelcrumble, Braten und Suppen vollhauen, wenn sie verzückt MHHHH und AHHHH rufen, wenn sie ihre Freunde mitbringen und wir alle zu den Wummer-Bässen meiner Marshall-Box tanzen. Meine Küche ist kleiner als die Bordkombüse eines A340. Trotzdem - ich muss mir hier mal auf die Schulter mit dem Muskelkater klopfen - kommen da verdammt köstliche Gerichte raus.
Das Fest - ein emotionales Minenfeld
Weihnachten, das ist einfach eine Woche mit herrlichem Essen, Spaziergängen und weitestgehender Harmonie. Lautstarke Eskalationen um das doofe Geschenk der Tante, die unglückliche Sitzordnung, den fiesen Neuen oder die übergriffige Ex - nicht zielführend. Klar ist auch in meinem Leben nicht immer nur Harmonie. Natürlich fetze ich mich auch. Aber eben nicht an Weihnachten. Am 24.12. ist Feuerpause. Die meisten der 50 Heiligabende, an die ich mich erinnern kann, waren absolut in Ordnung. Und höher muss der Anspruch vielleicht gar nicht sein: Es soll nett für alle werden. Basta. Und jetzt her mit der Pasta.
Advent, Advent, die Lunte brennt
Ansonsten genieße ich es, wenn der vertrocknete Kranz raus und der duftende Baum in die Wohnung wandert, wenn sich die Einladungen stapeln und die Korken knallen. Lass uns unbedingt nochmal sehen, bevor, Du weißt schon. Ach, ich mag's und kann allen Gelegenheits-Grinches nur ans Herz legen: Ihr müsst Weihnachten nicht schon im November fürchten und allen mit schlechter Laune und Kindheitstraumata auf die Nuss gehen. Zieht Euch die besten Aspekte raus, befreit Euch von Melancholie und "Das-machen-wir-immer-so"-Zwängen, schart die wichtigsten Menschen um Euch, holt Euch Freunde und Nachbarn ins Haus, schenkt Euch selbst etwas Frieden!
Scheinheilige Nacht? Nö, danke!
Was ich mir selbst schenke? Ich habe meinen Blog reaktiviert.
Und das, nachdem ich eine kreative Pause brauchte. Zu vieles schien schon gesagt - oder nicht sagbar. Zu viele zwischenmenschliche Rechnungen sind noch offen, zu viele Aussprachen stehen noch aus. Kann man nach drei Jahren einfach sagen "Schwamm drüber"? Zaghaft nähere ich mich Menschen wieder an, mit denen es Diskussionen um diverse Themen gab. Manchmal fällt jetzt von beiden Seiten der magische und heilende Satz "Kann man auch anders sehen".
Go for it, Elon!
Nicht nur ist mein zweites Buch im Druck, ich arbeite auch an Ideen für ein drittes. Wenn ich schreibe, fühle ich mich hellwach. Es reinigt, es hilft, klarer zu sehen und sich zu positionieren. Und genau das werde ich weiterhin tun. Die Aufregung um Elon Musk bestärkt mich: Es muss ok sein, zu verschiedenen Dingen verschiedene Meinungen zu haben. Diversity findet schon überall in unserer Gesellschaft statt (gut so!), jetzt brauchen wir sie auch wieder im Diskurs.
Zeit für Haltung - und zwar jede!
Wie ich von Weihnachten auf Elon Musk komme? Ganz einfach, indem ich Euch auffordere, dieses Jahr bewusst zu schauen, wer und was Euch wichtig ist und viele Meinungen zuzulassen. Wir alle haben uns verändert, wir alle müssen uns ständig durch einen News-Dschungel bewegen, der undurchdringbar scheint. Und nein, es gibt nicht nur die eine Wahrheit. Gehen wir aufeinander zu, nehmen wir uns für 2023 nicht nur Sport vor, sondern auch ein paar mentale Dehnübungen: Sprechen wir über Dinge, machen wir einen Haken dahinter - oder lassen wir los, was nicht mehr zu kitten ist. Das ist wie eine Thai-Massage: Erst tut's irre weh, dann setzt die Entspannung ein.
Kauft mein Buch!
Ich lasse jetzt erstmal die Tastatur los. Es gibt noch viel zu tun bis Heiligabend. Geschenktipp: Bestellt "Schreiben, was ist - bessere Texte fürs Business" direkt beim Verlag C.H.Beck/Vahlen, bei Glatzen-Jeff oder im Buchladen Eurer Wahl! Denn darin schreibe ich genau darüber: Wir müssen die Dinge klar benennen und ausmisten, was keinen Sinn macht. Gilt in der Sprache, gilt im Leben.
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