Während ich meinen Geburtstagsmorgen alleine und schreibend in der Küche einer Berghütte begehe (das Haus ist natürlich voll, liegt aber noch im Tiefschlaf), merke ich: Ich bin glücklich nach diesem Jahr, das mich in weiten Teilen einfach nur fassungslos zurückgelassen hat. Diesen Satz sollte man öfter mal aussprechen oder denken: Ich. Bin. Glücklich. Gar nicht so selbstverständlich in diesen wirren Zeiten.
Ich merke aber auch: Dieser 49.Geburtstag ist ein einziges DAVOR. Vor dem Runden. Der Runde, wie klingt denn das bitte? Vor einer Wahl, die vielleicht einen Wandel einläutet, die aber vor allem das Ende von etwas sein wird. Vor einer vierten Welle. Vor einem Bildungsgau, der sich schon lange abzeichnet, aber jetzt unmittelbar bevorsteht. Denn in den Schulen wird getestet, abgefragt und gnadenlos benotet. Unsere Kinder bleiben die Verlierer dieser Pandemie: Eingesperrt, isoliert, kaltgestellt, abgemolken, verängstigt.
Es ist auch die Zeit vor den Wechseljahren, ja, auch darüber sollte man sprechen. Und die Zeit vor meinem zweiten Buch (eins war noch ein Glückstreffer, aber bei zweien kann ich mich ja schon fast Autorin nennen?) und einem Job-Projekt, das sich wirklich spannend anlässt.
Strenggenommen ist unser ganzes Leben ja ein im günstigsten Fall langes DAVOR, denn danach gibt's ja nun womöglich nicht. Genießen wir diesen seltsamen Zwischenzustand. Der fühlt sich irgendwie an wie dieses schaukelige Verbindungsteil zwischen zwei Zugwaggons von früher: Dieses Stück, in dem es immer zog und höllisch laut war, der Geruch von Metall und Urin in der Luft, aber ein bisschen echtes, ruppiges Fahrgefühl stellte sich ein. Beim ängstlichen Blick nach unten konntest Du zwischen den Platten an den dahinfliegenden Schienen sehen, wie schnell Du bist.
Also rein in diesen Tag! Das letzte Jahr dieses anstrengenden Lebensjahrzehnts ist wie eine dieser Bergwandertouren, die ich hier unternehme: Die letzte Etappe ist die härteste, aber das große Gipfelgefühl, der Talblick, die Kräuterlimo, der Kaiserschmarrn sind schon fast zu greifen.
Neben den drei Gs, von denen so viel die Rede war im vergangenen Jahr, gibt's also noch zwei wesentliche: GLÜCKLICH und GESUND. Beides trifft auf mich zu. Und darüber freue ich mich jeden Tag aufs Neue.
Nochmal durchatmen. Im Haus rührt sich was. Schritte auf altem Holzboden. Los geht's.
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