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Die Magie von #Memes

  • Autorenbild: Anna Gelbert
    Anna Gelbert
  • 21. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Na, auch schon mal mit einem amtlichen Lachflash in der U-Bahn gesessen? Willkommen in meinem Leben, das oft gar nicht sooo lustig ist. Aber: Wenn ich Memes schaue, vergesse ich das. Memes sind die schönste Auszeit, seit es Smartphones gibt.


Mein Name ist Anna Gelbert, ich bin 52 Jahre alt, und ich bin Meme-süchtig. Andere gehen zur Entspannung laufen, trinken oder shoppen (kommt natürlich vor). Ich scrolle.

Nicht Nachrichten. Damit versaue ich mir nicht mehr den Tag. Ein kurzer Blick am Morgen (nach den Affirmationen) in die großen Medien genügt. Was ist wo los? Okay: Krieg, Amok, Klima. Schlimm. Kurzer Blick in andere Medien: Was bedeutet das? Auch nicht gut. Kann ich etwas tun? Aktuell nicht.


Also scrolle ich. Jetzt wo alle Boomer von Facebook zu Insta gewandert sind und dort mit Fotos von sitzenden Restaurantrunden und Konzertabenden langweilen, flüchte ich mich in meine Insta-Feeds. Diese sogenannte Explore-Seite (woanders heißt sie For-You-Page) liefert auf mich zugeschnittene Inhalte von Accounts, denen ich noch nicht folge. Was soll ich sagen? Der Algorithmus hat’s drauf: Es dauert keine drei Minuten, da lache ich Tränen.


Memes fassen den ganzen Irrsinn der aktuellen Weltlage (und auch den meiner persönlichen Lage) destilliert und pointiert zusammen. Schriebe ich nochmal eine Masterarbeit, das Thema wäre klar: Memes sind auf den Punkt. Sie sind überraschend. Sie sind wahnsinnig komisch.


Während viele Medien langatmig Hintergründe erläutern, nehmen Memes die Abkürzung. Und, obwohl ich nicht die Generation TikTok bin und eine längere Aufmerksamkeitsspanne habe, führt diese Abkürzung direkt zu mir.

Laut Definition sind Memes Bilder, Videos oder Filmausschnitte, die aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und mit neuen, humorvollen Texten versehen werden. Der Zoologe Richard Dawkins prägte schon 1976 den Begriff Mem für eine kulturelle Einheit, die sich selbst repliziert. Zwanzig Jahre später ging das erste Meme viral - und zwar über E-Mail: Es war das 3D-animierte Dancing Baby.

 

Milliarden Menschen nutzen Memes. Marken bleiben dank ihnen im Gespräch, die Beliebtheit von Stars und Politikern bemisst sich an ihrer Fähigkeit, zu einem Netz-Hype zu werden. Memes erreichen zehnmal mehr Menschen als andere visuelle Mittel. Zu Recht.

Die meisten Menschen teilen Memes, um ihre Emotionen auszudrücken. Auch ich habe eine Handvoll Freunde, mit denen ich mir wortlos Filmchen hin und her sende. Die verstehen schon. Memes kosten nichts, man kann sie immer und überall snacken, sie sorgen für Blitzglück: Ich fühle mich abgeholt, ich lache, ich entspanne mich.


Manche sind so kreativ und gut, dass ich sie nicht nur über Instagram, sondern noch zusätzlich über Whats App schicke. Gerne rufe ich zusätzlich an, um den Lachkrampf zu verdoppeln. Sicher ist sicher. Ach ja, auch über Menschen wie mich, die auf die Reaktion der Empfänger lauern, gibt’s Memes. Es ist die virtuelle Babuschka-Puppe, die immer noch eine Schicht drüber stülpt.


Selbst die aktuelle Weltlage ist dank Memes erträglich. Das heißt nicht, dass Leid verharmlost wird. Es heißt nur, dass es in Krisenzeiten immer schon entlastend war, einmal herzhaft zu lachen. Über die Politik, über andere, über sich selbst.

Altersmäßig sind Memes irgendwo zwischen Generation Matcha und Generation Gleitsichtbrille angesiedelt. Und genau da sitze ich jetzt gerade auf einem Sofa. Und kichere.

 
 
 

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