top of page
AutorenbildAnna Gelbert

Der Turbotest: Bist Du ein Boomer?


  1. Neues Jahr, neue Schrullen. Während alle ihren Dry January, Veganuary oder No-Sexanuary durchziehen (bei vielen läuft der schon seit September), fröne ich den Vorsätzen der letzten Jahre: Aufstehen und trainieren, Apfelessig, Affirmationen. Natürlich kommen auch neue Ziele hinzu (mein VOGUE-Horoskop sagt, der Anfang ist holprig, aber dann läufts): Mehr Me-Time, mehr Posts und mehr Geld.


Über die Weihnachtsferien gab es viele Restaurant-Runden, Kaffee-Dates und Bar-Pläusche (wann sonst soll man den ganzen Paillettenplunder auftragen?). Und ein Eindruck hat sich rausdestilliert: Wir benehmen uns immer ungehemmter wie Boomer.

Offiziell sind das zwar nur die Jahrgänge 1957 bis 1986 - ich bin 1972 geboren. Trotzdem legen meine Freunde und ich Verhaltensweisen an den Tag, die uns überall als Generation Pril-Blume enttarnen.


Hier kommen die 9 untrüglichen Anzeichen dafür, dass auch Du langsam in die Kopfschüttel-Ära kommst:


  1. Du trägst schwarze XXL-Hornbrillen, die Dein gesamtes Gesicht dominieren. Nicht nur Stars, auch immer mehr Ü-40-Normalos lassen sich beim Optiker diesen Nasen-Doppel-Looping aufschwatzen, vermutlich mit dem Verkaufsargument: Trag nicht die randlosen Guck-Gestelle Deiner Eltern, damit siehst Du alt aus! Wenn schon Sehschwäche, dann nicht verstohlen, sondern selbstbewusst! Vorsicht: Als nächstes kommen dann "knallige" Farben...

  2. Du entdeckst Eisbaden. Du triffst Dich bibbernd mit einer Horde mittelalter Leute an irgendeinem random Tümpel und kannst die deprimierende Lebensgeschichte von Kälte-Guru Wim Hof im Schlaf runterbeten (nicht nachts, da schläfst Du ja nicht). Du kennst Dich mit Breathwork aus und riskierst jeden Morgen einen kardiovaskulären Notfall, fühlst Dich aber danach viel lebendiger (kein Wunder nach zwei Minuten als Tiefkühlfischstäbchen) und bist angeblich nie krank - von den 14 Erkältungen im Jahr mal abgesehen. Natürlich hältst Du die Iceman-Fröstelsause für Instagram fest, so dass Deine Kinder sich dafür schämen können, wie Du mit Mütze, Handschuhen und kälteschrumpeligem Fleisch in einem ollen Einteiler ins zapfige Nass sinkst.

  3. Dir sind Cafés zu laut. Die nervigen Jules am Nebentisch, die sich ihren neuesten Beziehungs-Drösel in einer Höllenlautstärke erzählen, fette Hintergrundbässe und röhrende Siebträgermaschinen machen Dich wahnsinnig. Schon am Eingang spottest Du die besten, weil leisesten Plätze (ziehen darf es natürlich auch nicht, und Hochstühle sind tabu) und meidest Locations, in denen man sich ab 21 Uhr nur noch gegenseitig an die Schläfen schreit. Ach ja:

  4. Du hörst immer schlechter und sprichst immer lauter, beschuldigst aber alle anderen, wahlweise zu brüllen oder zu nuscheln. Die ganz Fortschrittlichen präsentieren stolz ihre Hörgeräte-App, mit der sie die Lautstärke per Handy steuern (geht auch stumm, wenn der Partner nervt). Die anderen versuchen weiter tapfer, ihrem Gegenüber auf den Mund zu schauen, um noch ein paar Satzfetzen zu erhaschen (bei vielen Boomerinnen wegen der Lipfiller unmöglich).

  5. Deine Haare sind plötzlich Thema. Zu grau, zu fusselig, zu nicht mehr da - was die ersten Jahrzehnte ein selbstverständlicher Kopfschmuck war, ist jetzt ein peinliches Problem. Wer kein Ashwaganda oder Pillen schluckt, schmiert Tonic und Seren - oder bucht sich nen Flieger mit Turkish Hair-lines. Auch haarig:

  6. Du liebäugelst mit Haustieren. Das letzte Kind hat Fell, sagen Bekannte, die Dir auf der Straße mit einem Malteser und einer Kacktüte entgegenkommen und dabei sadistisch lächeln. Endlich sind die Kinder groß (die haben Dich da reingequatscht), und Du bist frei, da packt Dich die Sehnsucht nach einem süßen Hund oder einem wohlig schnurrenden Sofa-Kater (echte Kater hast Du schon lang nicht mehr, Du trinkst smart und weißt, wann Schluss ist). Speaking of Sofa:

  7. Das Wort Rente fällt jetzt in JEDEM Gespräch. Die Berufszielgerade liegt vor Dir, Deine Schäfchen sind noch nicht mal entfernt in der Nähe vom Trockenen, da fabulieren plötzlich alle von ihrem Lebensabend. Langsam Leute, wir sind erst beim Aperitif! Bei der Vorstellung, als Senior vormittags zum Sonderpreis durch Galerien zu bummeln und endlos in Papierzeitungen zu blättern, bekomme ich Schweißausbrüche. Apropos:

  8. ALLE sind in den Wechseljahren. Mag sein, dass sie dabei gut aussehen, mag sein, dass es mit Podcasts, Women-on-fire-Bestsellern und prominentem Support ein neues Bewusstsein dafür gibt. Nützt aber nichts. Es macht keinen Spaß. Aber hier kommt der Boomer wieder zum Vorschein: Jammern ist keine Lösung. Aktiv bleiben und sich selbst liebevoll behandeln heißt die Erfolgsformel. Ist jetzt halt so. Geht vorbei. Nützt ja nix.

  9. Dir ist vollkommen egal, was andere von Dir denken. Wer Baywatch-Königin Pamela Anderson (jahrgang 1967) bei den Golden Globes gesehen hat, ungeschminkt (den Trend versteh ich zwar nicht, aber mei) und faltig, aber gleichzeitig sehr cool, der weiß: Je mehr Lebenserfahrung, desto wurschter die Meinung anderer Menschen. Und das macht dann auch wieder sexy. In Hollywood geht der Trend jetzt wieder weg von gebotoxten Maskengesichtern und hin zu echten Falten. Ich wär dann auch soweit.


    Hier kommt die Auflösung: Wenn Du bei drei und mehr Antworten mit dem Kopf genickt hast (aua, der Halswirbel), dann hast Du es hiermit amtlich: Du bist ein Boomer. Eine heiße Mittzwanzigerin gefangen im Körper von Madonna, zwischen "Muss ich nicht mehr verstehen" und "Will ich unbedingt wissen", zwischen Make-up-Tutorial und der Sehnsucht nach Skinny Jeans. Du gehörst zur Fraktion "Wir hatten kein Internet" und "Meine Schulzeit war viel härter als Deine", Du hattest Jeans-Flicken und Stopper-Rollschuhe, Topfschnitt und Neon-Hemden (die die Gen Z sich jetzt wieder Second Hand kauft). Du hattest eine glückliche Kindheit und musst jetzt sehen, wie Du mit Deinem Lebenswarenkorb möglichst fit in Richtung Checkout kommst.


    Jeder, der sich nicht eine gewisse Härte abverlangt und Dinge ohne Geheule zu Ende bringt, ist für Dich eine Lusche - und doch musst Du jetzt mit Deiner eigenen Rückabwicklung klarkommen. Das lässt sich nur mit Humor und ein paar guten Rollkragenpullovern ertragen. Denn die Wahrheit ist: Wenn's gut läuft, spielen wir in der Serie "Huch, ich werde älter" alle irgendwann eine Hauptrolle. Und bis dahin gilt: Augen auf (wenn's mit den Schlupflidern noch geht) und durch!



Comentarios


bottom of page