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Der freie Fall der Freelancer - und wie man ihn bremst

  • Autorenbild: Anna Gelbert
    Anna Gelbert
  • 21. März
  • 2 Min. Lesezeit

„Ist es wirklich so schlimm?“

Das fragten mich Kolleginnen und Kollegen nach meinem letzten Blogpost. Gemeint war die Flaute für Freiberufler in den Medien. Die Antwort: JA! Die Anfragen bleiben weg, Akquisen laufen ins Leere, Auftraggeber winden sich in Ausreden. Dabei zuckt der Patient noch: Laut einer Studie von Deloitte schauen immer noch 81 Prozent der Deutschen fern. Dass Streamer eine immer größere Rolle spielen und Youtube auch im TV-Markt zunehmend mitmischt, kann ja auch etwas Gutes sein. Die Party wird halt größer: Jeder dritte Deutsche hört laut der ARD/ZDF-Medienstudie von 2024 regelmäßig Podcasts, laut Statista nutzt ein Drittel zusätzlich Radio. Das alles könnte ja auch bedeuten: Die Arbeit der Freelancer verlagert sich einfach nur. Für viele Kameraleute und Cutter verlagert sich aber gar nix. Zumindest nicht zu ihren Gunsten. Wenn überhaupt eine Reaktion auf ihre Angebote kommt, dann diese:


"Sorry, wir machen das jetzt intern"

Bedeutet: Manche Firmen haben in fetten Jahren eine ganze Reihe mittelbegabter Kräfte eingestellt, die jetzt alles stemmen sollen, was sonst an Fachleute ausgelagert wird. Präsentationen, Konzepte, Schnitte, Übersetzungen, Grafiken, Pressemitteilungen liegen jetzt manchmal in den Händen von guter Technik und schlechtem Personal. Das Ergebnis: Das Produkt wird nicht zwingend besser. Noch mehr Einsparungen stehen ins Haus. Billig ist am Ende teuer.


Business-Ghosting erreicht neue Dimensionen

Freiberufler-Kollegen klagen: Riefen früher noch Menschen zurück oder luden auf einen Kaffee ins Büro, reagieren sie heute nicht mal mehr auf Nachrichten. LinkedIN-Postfächer quellen über vor Angeboten von Coaches und Copywritern, die keiner beantwortet. Zum einen, weil niemand Zeit hat, zum anderen, weil niemand die Wahrheit aussprechen will: "Wir haben kein Geld mehr für Freie".


Künstliche Intelligenz schlägt echte Klugheit

Immer noch fasziniert davon, was die KI alles kann, fräsen ganze Abteilungen durch die digitalen Auftragsbücher. Kann weg. Kriegen wir für lau. Brauchen wir nicht mehr. Und die Freelancer? Schauen in die Röhre und auf ihr Konto, das jeden Monat härter von Krankenversicherungs-Kometeneinschlägen getroffen wird. Ich kenne Kollegen, die ihre Wohnung verkaufen. Andere kündigen Lebensversicherungen oder leihen sich Geld. Gebraucht werden sie gerade nicht. Produktionsexperten? Überflüssig. Social Media? Macht der Prakti. Ein Dreh? Geht mit dem Smartphone.


Wird das wieder?

Abwarten und Matcha-Tee-Trinken ist nicht die Lösung - und ohnehin zu teuer. Stattdessen gilt: Realismus schlägt Optimismus. Handeln sticht Hoffnung. Servieren toppt Warten. Viele jobben und bewerben sich als Quereinsteiger in Kirchen, Sozialeinrichtungen und überall dort, wo man sich über tatkräftige Hilfe, gut gestaltete Flyer und einen professionellen Insta-Account freut.


Kellnern statt Kamera

Sicher ist es hart, mit 40 eine neue Ausbildung zu starten, ein Start-Up zu gründen oder plötzlich am Tresen zu stehen (nicht, um zu trinken, sondern, um zu bedienen). Aber alles besser, als auf Anrufe und Mails zu warten. Findige Freelancer, deren Jobs in kaum einer Statistik auftauchen, haben erkannt: Lieber jetzt ins wendige Rettungsboot oder gleich aufs Surfbrett umsteigen, als absaufen. Unsere Medienwelt stellt sich gerade komplett neu auf, und das kann auch eine Chance sein. Jetzt gilt es für viele Freie erstmal, diese Chaos-Phase zu überstehen, sich neue Skills draufzuschaffen und zu netzwerken. Dann klingelt auch sicher bald wieder das Telefon.

 

 

 
 
 

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© 2017 by Anna Gelbert © 2017 Photos by Schoko-Auge

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