Nach einem holprigen Urlaub in Südfrankreich stehe ich vor einem heißen Herbst. Ich hätte nach einem Höllen-Juli dringend All Inclusive gebraucht. Eat, read, sleep, repeat. Stattdessen: Ein Land voll ruppiger Egoisten und überbewertetem Essen, endlose Stunden im Stau auf dem Weg zum Leclerc-Supermarkt, winzige Bettchen. Ich fühlte mich wie in einer Zeitkapsel in die 80er zurückversetzt, als ich auf einem Zeltplatz bei Montpellier die Sekunden bis zur Abreise zählte. Süße Bikini-Girls, die nie zu essen scheinen, Teenie-Jungs mit Knatter-Mofas und blondierten Neymar-Frisen, Tina Turner auf Radio Monaco und jede Menge Rosé, der das Elend kurzfristig erträglich macht. Ein Ort, an dem keiner Englisch spricht (ich spreche zwar Französisch, aber hier geht’s ja ums Prinzip) und jeder die Touristen hasst.
Kann man eigentlich sagen, wenn der Urlaub beschissen war? Ich finde, ja. Selten so wenig erholt. Immerhin: Selten so viel gelacht. Aber meine „How to be Parisian wherever you are“-Bücher, Stil-Bibeln, in denen feingliedrige Pariserinnen mit Schmollmund und Wuschelmähne in Cafés ihre nächste Affäre scannen, während sie an Salat mit Ziegenkäse knabbern und sich mit übergroßen Ärmeln an Café-au-Lait-Tassen festklammern - die kommen jetzt nach hinten ins Regal. Danke fürs Wecken, Sommer 2020!
In einer Woche startet die Schule wieder. Und ich weiß:
In meinem nächsten Leben werde ich Kulturministerium und spiele Schul-Schnick-Schnack-Schnuck: Ferien schlagen Arbeit, Datenschutz frisst Kommunikation, Behörden-Phlegma verhindert Tempo. Für mich gibt es nur eine Lösung, denn nochmal mache ich kein wochenlanges Home-Schooling zwischen Home-Office und Herd-Horror: Boykott! Schließt Ihr die Schulen, machen wir: Nichts.
Der Sommer 2020 war heiß, hat aber keine Highlights. In der Ferne knurrt das leise Donnergrollen des herannahenden Herbstes.
Der Geht-So-Sommer entpuppt sich als Rohrkrepierer. Irgendwo auf halber Stecke verpufft seine Kraft. Normalerweise beendet die Wiesn die Münchner Sonnen-Saison mit einem charmanten Knall. Auch das wird diesmal nichts. Leise schleicht er sich wieder davon, der Sommer, so, als wolle er sagen: „Hey Leute, ich hab’s wenigstens versucht“. Und wir so: „Servus, Sommi, lass es uns einfach nächstes Jahr nochmal probieren. Dann wird’s ganz sicher was!“
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