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AutorenbildAnna Gelbert

Liebe Medizin,

Aktualisiert: 24. Feb. 2023


seit einiger Zeit habe ich Rückenschmerzen. Das ist neu in meinem Leben - trotz einer nicht unerheblichen Körbchengröße. Da ich ein Hypochonder bin und alle Symptome wider besseres Wissen sofort google, war mir sofort klar: Das sind Metastasen, die sich von einem Brust-Tumor in Richtung Wirbelsäule ausgebreitet haben. Im schlimmsten Fall von der Bauchspeicheldrüse. 6 Monate, Ciao Kakao.

Dieses nicht gerade erbauende Szenario vor allem nächtens fürchtend, buchte ich mir einen Termin in einem MRT. Die Magnetresonanztomografie, unter Untersuchungsprofis salopp Kernspin getauft, hat lange Wartezeiten und gilt seit vielen Jahren als der heiße Scheiß unter den bildgebenden Verfahren - auf den Markt kam diese bahnbrechende Technik übrigens 1971.

Da ich nicht nur Hypochonder bin, sondern auch Platzangst habe, entschied ich mich in - wie mir schien - weiser Voraussicht für ein halboffenes Gerät für Klaustrophobiker.

Was ich aber vorfand: Ein Teil, das ebensogut aus jener Zeit hätte stammen können - 1971 (ein Jahr vor meiner Geburt!). Eine Maschine wie ein UFO oder ein Fabrik-Gegenstand aus den Louis de Funes Filmen der 70er - als man sich die Zukunft genauso vorstellte: Weiß, riesig und futuristische Töne von sich gebend.

Diese Zukunft ist nur leider jetzt, und für mich als Laien hat die Medizin auf diesem Gebiet keine großen Sprünge mehr gemacht. Jetzt werden mir Fachleute und Ärzte den Kopf waschen. Ach, geht ja gar nicht, der liegt ja festgezurrt zwischen zwei Platten: Zurück zum MRT. Die Arme festgeklemmt, wollte man mir eine Zimmerdecken-große Platte direkt auf den Körper und vors Gesicht schieben, das alles mit höllischem Lärm versehen und eine Viertelstunde andauern lassen. Als Trost lag ein Plüsch-Igel zum Drücken in Reichweite. Ein Plüsch-Igel.

Meine Freunde lachen. Sie sind allesamt erfahrene Röhrenfahrer. Bandscheibenvorfälle, Ski-Stürze und Schulterbrüche - gutgelaunt stiegen sie jedesmal in den Strahlensarg, meditierten gegen die Angst oder nahmen vorher bunte Pillen.

Ich dagegen war meiner nackten Panik ausgesetzt. Was, wenn sich dieses Ding nicht mehr öffnen ließ? Was, wenn ich als menschlicher Prinzenrolle-Keks enden würde, ein brauner Fleck, eingepfercht zwischen zwei hellen Scheiben? Was, wenn ich nicht an Krebs sterben würde, sondern an einem Herzinfakrt - gleich hier?

Liebe Medizin, wieso gibt es im Jahr 2020, einem Jahr, in dem man die kompliziertesten Gefäßchirurgie-Eingriffe problemlos durchführen und sogar Embryos im Mutterleib operieren kann, noch nichts Besseres auf dem Markt als diese LSD-Solarien? Warum müssen sich Menschen wie ich durch solch eine Prozedur quälen - und nicht mit einer schlimmen, sondern ganz ohne Diagnose nach Hause gehen?

Und so war es. Ich beendete den Spuk und verließ die Praxis. Verständnislos entließ mich die Arzthelferin.

Ich mache jetzt auf eigene Faust Physio und warte 50 Jahre, bis die Radiologie den nächsten Step macht. Und siehe da, zwei Tage später waren die Schmerzen weg.


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