Dreizehn Jahre ist es her, da brach ich weinend vor einem Ultraschallgerät zusammen. Ein Herzchen schlug da, so klein wie ein Centstück. Der Beginn einer wunderbaren und wundersamen Zeitspanne als - nun ja - Mutter. Ein weiteres Herzchen stieß später zu unserer illustren Familien-Runde, ein Herzchen dazwischen hat es nicht geschafft.
Mutter zu werden hat mich zum ersten Mal nach Jahrzehnten des Skeptikertums wieder daran glauben lassen, dass da noch etwas sein könnte. Biologie und Zufall, ja, aber auch ein verdammtes Wunder. Die Wucht, mit der ein neues Leben sich Raum verschafft, ist mit nichts zu vergleichen. Schon die Geburt - und zwar egal welche - gibt Dir einen kleinen Vorgeschmack darauf, was da vor Dir liegt: Schwerstarbeit, Jahre, Jahrzehnte lang. Es wird unfassbar wehtun, Du wirst Dich erholen und weitermachen, Du wirst in den übelsten Momenten ungeahnte Energien mobilisieren, Du wirst die Schnauze voll haben, Du wirst schluchzen vor Glück und Erschöpfung. Muttersein komprimiert auf wenige - oder viele Stunden.
Nach fast 13 Jahren als Mutter zweier Kinder kann ich sagen: Es ist das Beste, was ich je vollbracht habe. (Natürlich gehört auch der Vater dazu, aber die Väter waren ja am Donnerstag dran...)
Muttersein ist Glück, aber auch ein Job, den es gut zu machen gilt. Und Du wirst ihn vermutlich genauso machen wie jeden anderen Job: Perfektionistin? Teamworkerin? Alles dabei. Seit ich weiß, dass ich keine entspannte Mutter bin, bin ich viel entspannter. Nein, jetzt kommt keine Abhandlung über Latte-Macchiato-Mums, keine Wutrede gegen die Apfelschnitz-Mafia, kein Vergleich von Montessori contra Regel-Schulsystemen. Mir alles wurscht mittlerweile. Alle Weltanschauungs-Schlachten sind geschlagen.
Bis meine Mutter in meinen Armen starb, dachte ich, es sei kein Leben möglich ohne diesen Dreh- und Angelpunkt meines Daseins. Nicht mal Weiteratmen schien möglich. Aber es geht. Denn Liebe, Fürsorge, Halt, Trost, Rat - was Mütter leisten, das bleibt. Ein Leben lang.
Ob Working Moms, Vollzeit-Mutter, Helikopter-Muttis oder Laissez-faire-Mamas, Ihr alle macht einen Mega-Job. Das Level an Liebe und Leistung konstant so hochzuhalten, das ist eine Kunst, die nicht immer gewürdigt wird. Denn ständig hat jemand Hunger, schreibt Mathe, und Schmutzklamotten liegen auf dem Badezimmerboden. Dazwischen wandelst Du wie ein Arnikakügelchen- und Pflaster-Dealer über Spielplätze, sitzt Dir auf Elternabenden Hämorriden und küsst Tausende Kindertränchen weg.
Und eines Tages stehen ein paar Schuhe in Größe 43 neben Deinen, die Fragen nach Zeitspannen bis zu einem Jahr werden nur noch mit einem gebrummten "Gut" beantwortet, Umarmungen werden nur noch in schwachen Momenten geduldet. Dann weißt Du: Jetzt laufen sie. Jetzt sind sie auf der Bahn. Jetzt musst Du dasein, aber immer weniger. Die Band AnnenMayKantereit singt in ihrem Song "Oft gefragt": "Zuhause bist immer nur Du". Genauso ist es.
Happy Muttertag an Euch alle da draußen! Genießt den Tag mit wenig Arbeit und viel Sonne! Morgen dreht sich das schönste Hamsterrad der Welt weiter.