Ich schwimme mehrmals die Woche einen Kilometer in einem Münchner Schwimmbad. Und jedes Mal, wenn ich unter Wasser bin, freue ich mich. Denn das ist einer der wenigen Vorsätze von Silvester 2016 (erinnert sich noch jemand? Das Drecksjahr, das endlich zu Ende ging?), den ich wirklich durchgezogen habe. Mehr Sport? Check!
Anders sieht es mit den übrigen Vorsätzen aus. Weniger Geld ausgeben? Ist schon am 1.1.2017 um 0:12 mit ner Rakete am schwarzen Nachthimmel verpufft.
Endlich private Vorsorge starten? Kam direkt um 0:13 hinterhergeflogen (hat aber mega geknallt).
Dieses Jahr mal WIRKLICH die Steuererklärung rechtzeitig fertigmachen? 0:14! Waren aber tolle Farben.
Und dann gibt's da noch dieses leidige Thema Gewicht. Da habe ich eine ziemlich kranke Tradition: Jedes Jahr fange ich MITTEN IN DER WEIHNACHTSZEIT eine Diät an. Zwischen Vanillekipferl und Knödeln bin ich die Frau, die sich plötzlich nur noch von Knäckebrot und Karottensuppe ernährt. Mein Motto: Genossen wird im Sommer! Wenn alle im Biergarten fläzen, in der Abendsonne Aperol Spritz mit Chips und Oliven in sich reinrieseln lassen, wenn es beim Eck-Griechen die lauschigsten Draußen-Plätze gibt, ein Pita-Brot dazu – Hellas - dann wird geschlemmt bis die Hose spannt. Low-Carb? Ach, ach! Im Sommer sind alle braun, da sieht man’s nicht so. „Das versendet sich“, sagen wir beim Fernsehen.
Leider versendet sich‘s im Winter nicht mehr. Wenn Du im SALE zuschlagen willst, fliegt Dir Deine verzerrte Selbstwahrnehmung vom Sommer spätestens in der Umkleide um die Ohren (die als einzige nicht zugelegt haben, aber was bringt mir ein schlankes Ohr?).
Also wieder mal ran. Klappt jedes Jahr, muss jedes Jahr sein. Voller Genugtuung sitze ich zwischen Schoko-Nikoläusen in der Größe von Magic Mike – und nasche Sellerie, mit diesem listig-verkniffen-selbstgerechten Blick, den sonst nur religiöse Fanatiker haben, wenn sie glauben, dass nur sie die Wahrheit kennen. Im Hinterkopf hab ich immer das Size-Zero und Zero-Hirnzellen-Zitat von Kate Moss „Nichts schmeckt so gut wie das Gefühl, dünn zu sein“. Bitter, wenn Du mit so einem Spruch in die Geschichte eingehst. Kate ist jetzt nicht mehr dünn, dafür immer noch doof - und unfassbar reich. Dünn, doof und reich werde ich nie sein. Alles gut so. Trotzdem ziehe ich mein kleines Diätchen eisenhart durch – zum Leidwesen meiner Liebsten. Denn anders als bei Kate Moss ist meine dauer-schlechte Laune nicht lässig, sondern lästig. Sieht vielleicht gut aus mit einer Fluppe im Mund und einem Burberry-Fummel an. Zu meinen Klamotten passt Lächeln ganz gut. Geht nur gerade nicht.
Wenn Du auf Diät bist, entwickelst Du als Mutter Shopping-Schizophrenie: Für alle anderen wandern süße Nachtischcremes, Chicken Nuggets und fettige Bratwürste in Deinen Wagen – für Dich kaufst Du Spitzkohl und Joghurt mit 0,1% Fett. Die Kinder müssen noch wachsen, aber Du, Du kämpfst hier jedes Jahr standhaft gegen Bauchringe der Ü-40er an.
Das ist keine Spinnerei, das ist eine MISSION. Und die geht leider bis ins Frühjahr.
Kann man das irgendwann ablegen? Ist irgendwann der Punkt gekommen, an dem ich sage: „Scheißegal, wie ich aussehe, ich hab jetzt Spaß?“ Vermutlich mit 70. Darauf freue ich mich jetzt schon. Ich werde fünf Mahlzeiten am Tag einführen, mich lustvoll dem Bodyshaming aussetzen:„Hast zugenommen? Steht Dir aber! Da sieht man Deine Falten nicht mehr so!“, allen dauer-hungernden Weißwein-Weibern ins Gesicht lachen: Ich bin jetzt KEINE mehr von Euch. Maßhalten? Ja gern, aber nur eine Maß mit Bier drin.
Bis dahin gilt die alte Regel: wenn alle mampfen, halt ich mich raus. Und, wenn Abnehmen kein Neujahrs-Vorsatz ist, sondern einen Tick früher startet, geht’s plötzlich viel leichter.
Meine Vorsätze für 2018? Den Hochzeitstag des Paares, dessen ich Trauzeuge bin, nicht wieder vergessen, meinen Kindern auch bei den pointen-losesten Geschichten zuhören, ihnen mehrmals täglich sagen, dass ich sie liebe. Weniger Shoppen (Witz!). Öfter meditieren. Eine bessere Freundin, Frau, Schwester sein.
Endlich eine private Vors…Ach scheiß drauf.
Happy New Year!