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AutorenbildAnna Gelbert

7 gehypte Diäten - und ihre schlimmsten Vertreter(-innen)


Es gibt Menschen, die verdrücken morgens zwei Butterbrezeln, trinken dazu Caramel-Frappuccino und nehmen trotzdem nicht zu. Oder diese 50-Kilo-Französinnen mit Wuschelhaaren und Schmollmund, die immer nur am Milchkaffee nippen, einmal vom Croissant abbeißen und ihr Leben lang zierlich bleiben. Merde! Ich habe auch mal 50 Kilo gewogen: Das war 1980 - ich war acht.

Schon immer war ich gerne satt und fit, schon immer war das ein Kampf.

Wenn ich alles essen würde, worauf ich Lust habe, sähe ich bald aus wie mein eigener Fatsuit. Diversity, Body Positivity, jaja, ich weiß. Ich finde es trotzdem schöner, halbwegs schlank und gesund zu sein. Leider geht das bei mir wie bei Millionen anderer Menschen nicht mühelos (außer bei Liebeskummer), und das, obwohl ich seit 30 Jahren Vegetarierin bin und gern Sport treibe.

Mit einer bunten Sammlung an Diäten habe ich es geschafft, mir eine brauchbare, normalgewichtige Mutti-Figur zu zaubern - immer mal wieder. Der Vorteil: Ich mache Diät ohne Murren (sieht mein Freund anders). Der Nachteil: Militante Mit-Diäter(innen). Hier kommen meine Top 7 der Menschen, die Dir sogar das Hungern vergällen:

Weight-Watchers-Predigerinnen

Die Predigerinnen haben ihr erstes AHA-Erlebnis mit WW oft im Kampf mit den SK (Schwangerschafts-Kilos). Erstes Fazit (ich kanns bestätigen): Es funktioniert wirklich. Zweites Fazit: Alle müssen es wissen und dafür eine eigene Fremdsprache lernen: Punktisch. Mit Tabellen ziehen die Pfund-Predigerinnen herum und latzen Dir beim Lunch eine kryptische Zahl übers Salatdressing. Sie sehen schon nach wenigen Monaten verdammt gut aus und lächeln, als haben sie das Bernsteinzimmer in ihren neuerdings freigelegten Bauchfalten entdeckt. Prominentes Zugpferd - und Teilhaberin - ist Jojo-Queen Oprah Winfrey, die uns sagen soll: Hey, ich bin eine von Euch. Nein, Oprah, Du herrschst über ein Milliarden-Imperium und naschst gerne. Wir naschen einfach nur gerne. Vielleicht sag ich's mal so: Mit Deiner Kohle wären mir die Kilos wurscht.

16:8-Faschos

Sie haben zwei Drittel des Tages üble Laune, kippen Kannen voller Kräutertee und entwickeln einen verkniffenen Zug um den Mund. Ihr Körper kämpft mit dem Wechsel zwischen Askese und Völlerei. Gleichzeitig sagen sie Dir drei Mal die Stunde (gerne mal mit einer Hirschhausen-Zeitschrift wedelnd), wie gut diese Mager-Methode ist. 16:8-Anhänger sind Binge-Eater. 16 Stunden lang (von denen man idealerweise so viele wie möglich verschläft) nicht essen, dafür in einem kleinen Zeitfenster spachteln. Das soll gut sein für Stoffwechsel und Herz, fürs Sozialleben ist es Gift. Frühstücken mit den Kindern? Abendliche Restaurantbesuche mit Freunden? Für die Essens-Schichtarbeiter gibt es nur noch Entweder Oder. Früher hieß Intervallfasten Dinner-Cancelling und Frühstück-nach-hinten-Schiebing, jetzt sorgt ein griffiges Etikett, mit wissenschaftlichen Fakten unterfüttert, für DEN Hunger-Hype. Dass ihr Ess-Zeitfenster sich bald schließt, merkst Du daran, dass die 16:8-Faschos schweigsamer werden. Da ist er wieder, der verkniffene Zug, der sagt: Ich bin dann mal wieder im Tunnel. Ciao, Ihr Loser.

Kalorien-App-Söldner

Sie tippen von früh bis spät in ihr Smartphone (Kalorienverbrauch hierbei: 15 pro Stunde), weil sie ständig die Lebensmittel vom Frühstück und Lunch nachtragen müssen. Die Söldner bewegen sich unter dem Kommando einer App, die so abtörnend ist wie Online-Banking und Zahnreinigung zusammen. Wer schlemmt schon, wenn er

ständig mahnend das Ober-Limit auf dem Display sieht - in rot, versteht sich? 1400 Kalorien am Tag - das klingt morgens immer noch ziemlich gut. Um 11 Uhr vormittags sind schon 700 verbraucht. Dann stehen die Söldner zum sechsten Mal am Wassersprudler, schneiden sich verzweifelt Ingwer und Zitrone in die Plörre. In ihrem Blick: Hass auf alle Limo-Schlürfer.

Die Kalorien-Söldis haben immer Selbstgekochtes dabei ("Da weiß ich wenigstens, was drin ist") oder scannen panisch ihre Convenience-Food Salate aus der Frischetheke. Grausam, aber leider extrem wirksam.

Sport-Eiferer

...leben mittlerweile in einem eigenen Biotop auf Instagram. Es heißt #morningrun oder #gipfelglück. Darüber finden sich allerlei um sechs Uhr früh gepostete Fotos von verlassenen Laufstrecken am See oder dampfenden Wanderschuhen, gerne auch mal garniert mit dem hemmungslos frisierten Kilometerstand auf dem Schrittzähler. Am Samstagmorgen siehst Du sie, stylish und zugleich atmungsaktiv gekleidet (jaa, das geht) Kombis und SUVs beladen. Sie schlurfen nicht zum Shoppen oder Kaffeetrinken wie unsereins. Sie gehen mit lieben, lieben Freunden Raften, auf Skitouren oder Biken - auf jeden Fall irgendwas mit Helm. Schuh und Werk sind für sie kein Widerspruch, Stillsitzen ist Frevel. Diäten brauchen diese drahtigen Typen nicht, denn sie sind immer in Bewegung. Leider haben die Eiferer recht und werden mit dieser Masche 90.

Protein-Proleten

Andere Menschen haben Panik vor Krebs, Krieg und Klimawandel. Die Protein-Proleten fürchten nichts mehr als Pasta, Weißbrot und Kartoffeln. Sie ernähren sich von Salat mit Putenbrust, tracken jedes Lebensmittel und starten den Tag mit einem Shake und zwei Stunden lockerem Aufbau-Training. Eiweiß ist die Lösung all ihrer Probleme, und, wer nicht viermal die Woche im Gym wuchtet, hat jedes Lebensrecht verwirkt. Die Protein-Prolls sind selten in der Lage, länger als 500 Meter am Stück zu joggen, wissen aber, wo in der Stadt Nahrungsergänzungsshops zu finden sind. Bäte man sie, spontan ein Rad zu schlagen, ginge das vermutlich in Sekundenschnelle viral (ich liebe diese Konjunktive). Sie leben für den Frühling, wenn knappe Shirts die Ergebnisse ihrer monatelangen Plackerei offenlegen und ihre Belohung in Form von gemurmelten Ohs und Ahs aus vollbesetzten Cafes herüberweht. Jeder, der einmal die Woche laufen geht, fühlt sich neben ihnen wie ein Wicht. Getoppt werden sie nur vom...

Keto-Klugscheißer

Er glaubt, dass sein Stoffwechsel mit Fleisch, Fisch, Käse und Eiern in den Zustand der Ketose gerät und Fett verbrennt. Keto-Man meidet Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Zucker, Obst, Alkohol und Light-Produkte. Ach ja - und Spaß. Seine Laune sinkt proportional zum Gewicht, dafür gehen seine Blutfettwerte bald durch die Decke. Witze über den Widerspruch Fett essen/Fett abbauen sollte man in seiner Anwesenheit nicht machen, sonst doziert er eine halbe Stunde mit buttrigem Atem. Schenk ihm eine Nuss und geh weiter.

Detox-Diven

Wer gibt 180 Euro für eine Batterie von Säften in grausigen Farben aus, wird von Tag missmutiger, beginnt zu riechen, kriegt Pickel und verbringt endlos viel Zeit auf der Toilette? Die Detox Diven. Sie haben neben Geld vor allem Langeweile und suchen die Ursachen all ihrer Probleme im Darm. Zugegeben, da ist viel Platz. Morgens sinnieren sie, verschanzt hinter 1-Liter-Smoothie-Behältern, über Entgiftung. Zwei Tage später siehst Du sie mit einer Kippe draußen stehen.

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