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AutorenbildAnna Gelbert

Hello 2019 - Countdown für Silvester-Hasser


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Noch zehn Stunden bis Silvester.

Eigentlich hasse ich das Fest. Es war schon Schauplatz zahlloser Tränenausbrüche, Beziehungs- und Sinnkrisen.

Silvester vereint für mich alle Party-Abturner: Kälte, späte Uhrzeit, bleiche Haut und sentimentale Stimmung. Versuche, woanders zu feiern, scheiterten: Auf Mauritius vermisste ich plötzlich das Gefühl, mit einer roten Triefnase auf der Leopoldstrasse wildfremden Menschen in die Arme zu fallen - zumal in Deutschland eine ganz andere Uhrzeit herrschte. In Ägypten kam zwischen All-Inklusive-Gästen mit Sonnenbrand so gar kein Blei-Gieß-Feeling auf. Silvester in London, New York, Paris, Madrid - spitze, geht aber nicht immer.

Und hier stehe ich jetzt wieder in München und soll bald auf das neue Jahr anstoßen.

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Also wo feiern?

Wenn Du in einer Stadt wie München lebst, gehst Du Silvester nicht einfach mal los und schaust mal, was geboten ist. In München wird reserviert. Kurzer Blick ins Netz, all Deine Lieblinsrestaurants haben entweder geschlossen, oder bieten ein 8-Gänge-Menü für 200 Euro an, das schon vom Lesen müde macht. Vor meinem inneren Auge gähne ich ab 21 Uhr nach der Vorspeise durch. Partymeilen wie in Berlin spare ich mir, seit ich da mal in einen regelrechten Böller Heckenschützenkrieg geraten bin. Außerdem habe ich Angst vor einer Massenpanik, Terroranschlägen und davor, keine Toilette zu finden. Die Party in einem Luxus-Hotel im vergangenen Jahr entpuppte sich als Hyaluron-Friedhof der Reichen und leider gar nicht so Schönen (Der Mitternachts-Schampus kostete 20 Euro pro Glas). Also geht die Suche weiter. Als kleine, bewegliche Einheit durch die Stadt zu ziehen, zu Hause essen, einen Champagner-Piccolo dabeihaben, hat sich bewährt.

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Daheim oder Draußen?

Auch ne Option: Zuhause mit Freunden feiern. Da ich aber gerade eine opulente Weihnachtsparty gegeben habe, falle ich als Gastgeberin flach.

Bei Freunden mit Kids zu feiern, war immer schön. Aber nicht immer gibt es eine gute Einladung zu netten Familien-Runden. Seit ich getrennt bin, feiert mein Mann mit den Kindern und ich darf alleine losziehen. Um Mitternacht meine beiden nicht küssen zu können, ist zwar hart, aber auch daran gewöhne ich mich langsam. Es soll ja übrigens Leute geben, die schon im April wissen, wo sie am 31.Dezember sind (Skifahren, im Haus Hirt, bei den Meiers, tot). Mich überrascht der Jahreswechsel jedes Mal aufs Neue : "Was, schon wieder 12 Monate vorbei?", "Stimmt schon", sagt mein Spiegel, und weiter "Du solltest mal über Lipfiller nachdenken, so verkniffen, wie Du guckst".

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Dresscode

Einfache Antwort: Wenig und warm. Der einzige Vorteil an Silvester: Du kannst Dich hemmungslos aufbrezeln. Das Schwarze Glitzerkleid hängt seit Wochen am Schrank, Silvester in Jeans und Sweater? Nicht mit mir. Es ist die einzige Nacht, in der Du mit Partyfummel nicht wirkst wie Olivia Jones. Ok, ein paar Ugg-Boots für den 12 Uhr Moment habe ich immer am Start, aber obenrum gilt: Mehr ist verdammt nochmal mehr.

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Böllern oder nicht?

Klare Grundregel: Mit Kindern ja. Ohne Kinder Feuerwerk zünden - das machen nur Provinz-Freaks in Vorgärten. Kostet viel, macht unnötigen Lärm und Stress. Und mit drei Fingern weniger in der Notaufnahme - ist so irgendwie gar nicht meine Vorstellung von einem guten Jahresauftakt.

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Boykottieren?

Was tun, wenn Du gar nicht in Feierlaune kommst? Ausfallen lassen? Nach Dinner for One und vollgefressen ins Bett? Was, wenn aus irgendwelchen Gründen Dein letztes Jahr anbricht? Willst Du das wirklich so starten?

Also, rein ins Getümmel.

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Vorsätze

Ich halte gerade noch die Vorsätze vom letzten Jahr ein und gehe mehrmals die Woche Schwimmen oder laufen. Ansonsten hat das mit den guten Plänen mal besser, mal schlechter geklappt: Geduldiger mit den Kindern sein? Meistens ja. Diät halten? Manchmal schon. Meditieren? Leider null. Mehr mit Freunden machen? Yepp. Sparen? Nope. Reisen? Zu wenig. Aber: Wenn ich nächstes Jahr um diese Zeit wieder so hier stehe, meine Kinder haben sich nicht selbst zur Adoption freigegeben, mein Blutdruck ist bei 120 zu 80, mein Job noch da, und mein Freund hat noch Lust, mit mir zu feiern, dann will ich nicht klagen (ich tu's natürlich trotzdem).

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Fazit ziehen

Ich schreibe jedes Silvester Tagebuch, um für mich Bilanz zu ziehen. 2018 war ein gutes Jahr, nicht nur für Meghan Markle und Heidi Klum, auch für mich. Okay, ich hab jetzt keine Hochzeitspläne. Aber endlich haben weder Tod noch Krankheit das Gesamtbild geprägt, ich habe zwei wunderbare Kinder, einen tollen Job, habe einen weiteren Umzug und eine Beziehungskrise deluxe überstanden. Insgesamt war es ein Jahr ohne Katastrophen, aber auch ohne lebensverändernde Highlights. I guess that's what they call GLÜCK.

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Trinken

Unbedingt, aber nicht bis zur David-Hasselhoff-Geschmacks-Grenze

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Der Heul-Moment

Sich bewusst machen, was im Leben zählt (siehe Punkt 3). Die Wunderkerze anzünden. Zerlaufene Wimperntusche wegwischen. Küssen.

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Anstoßen.

Happy New Year an Euch alle!

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